Der Wissenschaftsrat hat den öffentlichen Hochschulen ein Zeugnis ausgestellt. Note: sehr gut mit diversen Schönheitsfehlern! Wir sind gut beraten, die Chancen die darin liegen gut zu nutzen und auch die finanzielle Nachhaltigkeit herzustellen!

Die öffentlichen Hochschulen können sich über das Urteil des Wissenschaftsrates freuen. Denn er bescheinigt ihnen leistungsstark und förderwürdig zu sein. Zu diesem positiven Ergebnis kommt er längst nicht bei allen seinen Begutachtungen. Er erkennt die hohe Forschungs- und quantitative Ausbildungsleistung an, macht aber etliche Defizite bei der Qualität der Ausbildung aus. Darüber hinaus sagt er sehr deutlich, dass der Ausbau des Wissenschaftssystem „ohne finanzielle Nachhaltigkeit erfolgt“ ist und schreibt Bremen bezüglich der JUB ins Stammbuch, dass „ein finanzielles staatliches Engagement […] nur vertretbar [ist], wenn die Finanzlage des jeweiligen Landes ein solches zusätzliches Engagement zulässt, es nicht zu Lasten des staatlichen Sektors geht“.

Der Wissenschaftsrat ist das wichtigste wissenschaftspolitische Beratungsgremium in Deutschland und berät die Bundesregierung und die Länder. Seine prioritären Empfehlungen, wie letzte Woche im Wissenschaftsausschuss vorgetragen, lauten:

  • „Anpassung der personellen und sächlichen Ausstattung der Hochschulen an die Studierendenzahlen (- höhere finanzielle Zuwendung an die Hochschulen erforderlich)
  • Erhöhung der Grundfinanzierung der Hochschulen“

Sollte sich Bremen angesichts der bestehenden Haushaltsnotlage dazu nicht in der Lage sehen, die Mittel für das Wissenschaftssystem aufzustocken, machen die Gutachter eine Vielzahl an Vorschlägen zur Konsolidierung, wie z.B. die Überprüfung der Studierendenzahlen, stärkerer Kooperationen mit Oldenburg, Zusammenlegung und Verlagerung von Studiengängen an den Hochschulen. Von einer Reduzierung der Mittel rät er dezidiert ab.

Durch dieses Gutachten wurden uns viele Aufgaben gestellt. Die zentralen sind:

  • Welche Konsequenzen ziehen wir aus dem Spannungsfeld exzellenter, aber nicht nachhaltig ausfinanzierter Hochschullandschaft auf der einen Seite und Haushaltsnotlage auf der anderen Seite?
  • Wie können wir unser Hochschulsystem leistungsstark halten und wie viele Studierende wollen wir ausbilden?
  • Worin können Kooperationen bestehen und welche Wissenschaftsschwerpunkte wollen wir künftig?
  • Wie können wir die Qualität und Effizienz in Lehre, Forschung, Hochschulorganisation und Transfer verbessern?

Die Diskussion hat jetzt angefangen und die ersten Konsequenzen haben wir bereits gezogen. In einem Auftakt-Fachgespräch diskutieren wir gestern (29.11.13) Nachmittag die u.a. oben aufgeworfenen Fragen. Wir haben als Sofortmaßnahme für die nächsten beiden Haushaltsjahre zusätzlich 4,8 Mio EUR für die Verbesserung der Lehre locker gemacht und wir haben in der letzten Bürgerschaft auf grüne Initiative hin einstimmig beschlossen, dass wir die vorhandene Anzahl an Studienplätzen sichern wollen. Im Zusammenhang mit dem Hochschulpakt heißt es: „Die Bürgerschaft … erwartet vom Senat eine optimale Ausschöpfung der vom Bund für Bremen in Aussicht gestellten (Hochschulpakt-)Mittel, um die vorhandene Anzahl an Studienplätzen zu sichern“. „Denn“, so im Vorspann des Antrags „es ist notwendig, den jungen Menschen, die studieren wollen, auch einen Studienplatz anzubieten.“ (Antrag Wissenschaftsfinanzierung)

Klar ist, wir müssen viele Anstrengungen unternehmen, um unsere gute Hochschullandschaft zu sichern und Studierenden gute Perspektiven zu geben. Für diese Diskussionen möchte ich euch alle einladen. Denn wir müssen uns auch auf den Weg zu einem neuen Wissenschaftsplan 2020 machen. Er soll im nächsten Sommer verabschiedet werden und soll die Leitlinien der nächsten Jahre festlegen.

Klar ist aber auch, wir können in Bremen nicht alles allein schaffen. Auch der Bund ist gefordert. Dazu haben wir ebenfalls Vorschläge in unserem Antrag zur Wissenschaftsfinanzierung gemacht. Es kann nicht sein, dass bei steigenden Studierendenzahlen der Bund nur 2,7 Mrd. EUR für Hochschulen ausgibt und die Länder 20,1 Mrd. EUR. Ein fairer Lastenausgleich ist notwendig. Nach unserem Vorschlag, der einstimmig durch das Parlament getragen wurde, würde Bremen eine Entlastung von 9 Mio. EUR für die Grundfinanzierung und 4 Mio. EUR zusätzlich im Hochschulbau erhalten können. Geld, dass Bremen dringend braucht!

Ein Gedanke zu „Der Wissenschaftsrat hat den öffentlichen Hochschulen ein Zeugnis ausgestellt. Note: sehr gut mit diversen Schönheitsfehlern! Wir sind gut beraten, die Chancen die darin liegen gut zu nutzen und auch die finanzielle Nachhaltigkeit herzustellen!

  1. Liebe Frau Schön,
    Danke für den Artikel und für den Beschluss zur Erhöhung der Landesmittel für die Hochschulen. Im Kontext mit dem Kasseler Friedensratschlag hatte ich einen Rettungsfond zur Diskussion gestellt, der durch eine Umlage bei der Privatwirtschaft finanziert wird: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19783 Bitte prüfen Sie meine Argumente. Für eine Antwort wäre ich Ihnen dankbar.
    Mit freundlichen Grüßen
    Dietrich Schulze

    Dr.-Ing. Dietrich Schulze dietrich.schulze@gmx.de
    Initiative gegen Militärforschung an Universitäten
    WebDoku http://www.stattweb.de/files/DokuKITcivil.pdf
    Beiratsmitglied NaturwissenschaftlerInnen-Initiative
    für Frieden und Zukunftsfähigkeit http://www.natwiss.de
    tel +49721 385403 hy +49160 9911 3131

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